Stellungnahmen

Wir beziehen Stellung zu relevanten Themen.

Stellungnahme zum CDU-, SPD- & FDP-Antrag zur alternativen Verkehrsführung des Radverkehrs im Cheltenhampark

Stellungnahme zum Antrag der CDU-, SPD-, und FDP-Fraktionen im Rat der Stadt Göttingen im Bauausschuss vom 8.6.2023 zu „Alternative Verkehrsführung Radverkehr Cheltenhampark“

Göttingen, 11.06.2023.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sehr geehrte Oberbürgermeisterin Broistedt,

mit diesem Schreiben möchten wir Ihnen unsere bereits mündlich im Bauausschuss vom 8.6.2023 vorgetragenen Anmerkungen und Fragen zu o.g. Antrag auch schriftlich zur Verfügung stellen.

1.) Streichungen von Straßenparkplätzen ohne Ausweis von Alternativen innerhalb des Walls.

Im Antrag wird die Entnahme von Besucher-Parkplätzen in der Kurze-Geismar-Straße vorgeschlagen. In der Aussprache der Sitzung des Bauausschusses am 8.6.2023 wurde die Entnahme weiterer Besucher-Parkplätze in der Lange-Geismar-Straße mündlich ergänzt.

Wir unterstützen den dem Antrag zugrundeliegenden Wunsch nach einer verkehrsberuhigten Innenstadt ausdrücklich und setzen uns daher seit vielen Jahren für Maßnahmen ein, die sowohl den ausufernden Lieferverkehr in der Fußgängerzone I (die Straßen innerhalb des Busrings) einschränken, als auch den unberechtigten Durchgangsverkehr auf dem Busring z.B. durch Poller verhindern.

Die Parkplatzsuchenden in den „Schleifen“ der Göttinger Seitenstraßen tragen im Vergleich zu o.g. Lieferverkehr und unberechtigtem Durchgangsverkehr nur zu einem relativ geringen Teil zum Verkehr innerhalb des Walls bei.

Auch die Göttinger Fahrradfahrer liegen uns am Herzen. Da sich deren Interessen bereits in gutem Umfang angenommen wird, nehmen wir hier zum motorisierten Verkehr Stellung.

Seit vielen Jahren beobachten und kommentieren wir die kontinuierliche Abschaffung von Besucher-Parkplätzen in der Göttinger Innenstadt mit großer Sorge. Das vielfältige, breite und tiefe Angebot an Handel, Ärzten und anderen Dienstleistern im Oberzentrum Göttingen kann nur aufrecht erhalten werden, wenn diese auch von Menschen aus der Umgebung schnell und bequem erreicht werden können.

Solange sich das Angebot alternativer Verkehrsmittel nicht derart verbessert, dass es von den Menschen der Region auch genutzt wird, sind Besucher-Parkplätze innerhalb des Walls unerlässlich. Als Alternative zum Individualverkehr wird von Politik und Verwaltung seit Jahren der Ausbau des Streckennetzes und der Taktung des ÖPNV in Göttingen angekündigt, bisher aber nicht umgesetzt. Im Gegenteil. Das ÖPNV-Angebot hat sich in letzter Zeit aufgrund von Personalmangel und Notfallfahrplan sogar erheblich verschlechtert und lädt nicht zum Umstieg auf den Bus ein.

Unsere Sorge um die Erreichbarkeit des Oberzentrum Göttingen besonders für Menschen aus dem Umland wurde leider durch die repräsentativen Ergebnisse der Studie „Vitale Innenstädte“ aus 2022 quantifiziert und bestätigt. Sie lauten:

  • Göttingen hat trotz seiner Rolle als Oberzentrum für die Region nur halb sie viel Besucher aus dem Umland wie der Durchschnitt der Städte vergleichbarer Größe (In den Städten vergleichbarer Größe   kommen durchschnittlich 40% der Besucher von außerhalb, in Göttingen sind es lediglich 20%). Ein besorgniserregendes Ergebnis, zumal gerade diese Besucher die höchsten Ausgaben in der Stadt tätigen.
  • Göttingen ist für seine Besucher überdurchschnittlich attraktiv. In der Befragung in 2022 waren die Göttinger Ergebnisse die Benchmark für alle übrigen Städte    vergleichbarer Größe. Nur bei der Beurteilung der Erreichbarkeit / Anzahl der Parkplätze / Parkgebühren schnitt Göttingen signifikant schlechter ab, als die Vergleichsstädte. Die Vermutung liegt nahe, dass zwischen diesem Ergebnis und den wenigen Besuchern aus dem Umland ein Zusammenhang besteht. Ein besorgniserregendes Ergebnis!

Daher fordern wir hier zum wiederholten Mal, dass zum Erhalt der Lebendigkeit der Göttinger Innenstadt der 2. Schritt (Abschaffung weiterer Besucher-Parkplätze) nicht vor dem 1. (Ausbau alternativer Formen der Erreichbarkeit)  getan werden darf.

Die Notwendigkeit keine weiteren Parkplätze zu entnehmen solange Alternativen nicht etabliert sind, wurde bereits von den Mitgliedern des Bauausschusses und von OBin Broistedt erkannt und mit dem Versprechen weitere Parkplätze innerhalb des Walls erst zu streichen, wenn Alternativen ausgewiesen werden können, unterstrichen.

Wir erinnern an dieses Versprechen und fragen, an welcher Stelle die entfallenden Stellplätze aus Lange- und Kurze-Geismar-Straße kompensiert werden sollen.

2.a) Nadelöhr Kurze-Geismar-Straße

Der Antrag sieht vor, dass die Kurze-Geismar-Straße zwischen Hospitalstraße und Lange-Geismar-Straße von einer Fußgängerzone in eine Fahrradstraße umgewidmet wird.

Schon heute – als Fußgängerzone – ist dieser enge Straßenabschnitt plus die Straßenkreuzung mit der Lange-Geismar-Straße eine Gefahrenzone für alle Verkehrsteilnehmer, besonders aber für Fußgänger, da sich Busse, unberechtigt durchfahrende PKW, Radverkehr in beiden Richtungen und Fußgänger hier auf zu engem Raum und nicht immer rücksichtsvoll begegnen. Ein Vorfahrtsrecht für Radfahrer auf diesem Streckenabschnitt wird die Situation weiter verschärfen und die schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Fußgänger, in diesem Abschnitt noch stärker als bisher gefährden.

Mit welchen Maßnahmen planen Sie diese Gefahr einzudämmen?

2.b) vorgeschlagener Verlauf der neuen Fahrradstraße bisher relativ wenig genutzt

Bisher wird die Lange-Geismar-Straße im Vergleich zur Jüdenstraße und zum Cheltenam Park / Schildweg nur vergleichsweise wenig von Fahrradfahrern genutzt.

Das Durchfahrverbot für Radfahrer durch den Cheltenham Park / Rosengarten  in Richtung Neues Rathaus wird  trotz Schranken auf den Gehwegen weitestgehend ignoriert.

Mit welchen Maßnahmen planen Sie die Fahrradfahrer von ihren bisher bevorzugten Strecken über Jüdenstraße bzw. Cheltenham Park auf die von Ihnen vorgeschlagene Fahrradstraßenführung umzulenken?

Wir freuen uns auf Ihre Antworten und stehen für weiterführende Gespräche wie immer gerne zur Verfügung.

Der Vorstand des Pro City e. V.

Weitere Stellungnahmen