Stellungnahmen

Wir beziehen Stellung zu relevanten Themen.

Stellungnahme zum Änderungsantrag der SPD und GRÜNEN zu Maßnahmen rund um die Stadthalle

Foto: Michael Mehle

Stellungnahme zum Änderungsantrag der SPD-Ratsfraktion und der GRÜNE Fraktion zu verschiedenen Maßnahmen rund um die Stadthalle

Sehr geehrte Damen und Herren,mit großem Erstaunen und Entsetzen haben wir den oben genannten Änderungsantrag gelesen. In der Begründung des Antrages werden eine attraktive Innenstadt sowie ein gestärkter Einzelhandel als Entwicklungsziel genannt. Die geforderten Maßnahmen werden allerdings das genaue Gegenteil bewirken. Dass attraktiver Einzelhandel erhalten bleibt, hängt von der Anzahl und der Qualität der Besucher/Kunden ab. Die Anzahl der Kunden wiederum hängt unmittelbar mit der Erreichbarkeit der Innenstadt zusammen. Die Funktion Göttingens macht es zwingend notwendig, dass Besucher aus dem Umland, wie dem Landkreis, aber auch von noch weiter her zu uns kommen. Dies ist heutzutage in vielen Fällen ohne PKW nicht möglich. Eine Abschaffung des Parkraums in Theater- Burg- und Friedrichstraße sowie auf dem Albaniplatz führt zu einer so starken Verschlechterung der Erreichbarkeit, dass dies existenzbedrohend ist.Die Untersuchung Mobilität in Deutschland” (Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr aus 2018 mit 300.000 Befragten deutschlandweit) kommt zum Ergebnis, dass 67% der Kunden des Modeeinzelhandels mit dem PKW kommen, 17% kommen zu Fuß, 9 % mit dem Fahrrad und 6% mit dem ÖPNV. Dazu ist die allgemeine Kaufquote beim PKW mit 52 % am höchsten. Radfahrer liegen mit 43% nur knapp vor den Fußgängern und OPNV Nutzern erzielen 38 %. Die Gruppe mit dem stärksten Umsatz darf nicht vertrieben werden, die Innenstadt muss weiterhin für alle Besucher gut erreichbar sein.In der letzten Göttinger Befragung Vitale Innenstädte 2016″ haben unsere Besucher der Innenstadt Göttingen zwar insgesamt die Note 2,5 gegeben, ein gutes Ergebnis im Ortsgrößendurchschitt. Bei der Beurteilung von „Erreichbarkeit und „Parkplätzen” fiel Göttingen allerdings deutlich ab. In der Kategorie Erreichbarkeit mit dem PKW erzielte die Göttinger Innenstadt eine Note 3,2 (Ortsgrößendurchschnitt: 2,6), die Parkmöglichkeiten wurden mit 4,0 bewertet (Ortsgrößendurchschnitt: 3,2). Im Gegensatz dazu wurde das Flair und das allgemeine Ambiente der Göttinger Innenstadt mit einer 2,2 besser beurteilt als im Ortsgrößendurchschnitt von 2,6. Diese Zahlen zeigen deutlich auf, dass unsere Besucher die Innenstadt als attraktiv bewerten, die Erreichbarkeit aber als schwierig empfinden. Unser Fokus sollte also vielmehr darauf liegen es unseren Besuchern einfacher zu machen zu uns zu kommen und nicht darauf Parkplätze noch weiter zusammenzukürzen.

Um sich im vom 0.g. Antrag betroffenen Stadtteil ein valides Meinungsbild zu verschaffen, haben Anwohner gemeinsam mit Pro-City Händler, Ärzte, Freiberufler und andere Gewerbetreibende östlich der Weender Straße befragt, wie sie ihren Geschäftsverlauf nach der Umsetzung des Antrags von SPD und DIE GRÜNE einschätzen.Es wurde die Frage gestellt, wie die Gewerbetreibenden die Auswirkungen o.g. Antrags von SPD und DIE GRÜNE auf das eigene Geschäft bewerten. Die 10 besagt, dass eine deutliche Belebung des Geschäftes erwartet wird. Bei der Note 5 bleibt es so wie es ist, die 0 dass das Geschäft schließt. Die aktuelle Durchschnittsnote der bisher 40 ausgewerteten Fragebögen liegt bei 2,1. Ein erschütterndes Ergebnis! Diese Noten haben Fachleute (die Inhaber der Geschäfte) abgegeben. Die Note 2,1 bedeute, dass die Mehrheit mit stark sinkenden Umsätzen rechnet. Viele Geschäfte sind jetzt schon an einer Umsatzschwelle angelangt, die keinen weiteren Rückgang verkraftet. Einige Gewerbetreibende ziehen sogar eine Geschäftsaufgabe in Betracht.

Konkrete Beispiele:

Durch die Abwassertage ist der Albaniplatz jedes Jahr zwei Tage gesperrt. Diese Sperrung reicht aus, um in einem Betrieb in der Langen-Geismar-Straße an diesen zwei Tagen zu einem Umsatzrückgang von ca. 8% zu führen. Die Umbautage des NDR 2 Soundcheck Festivals auf dem Albaniplatz liegen in der gleichen Größenordnung. Der Wegfall der Parkplätze in der Roten Straße seit dem Umbau 2018 hat zu einem Umsatzrückgang von ca. 9 % geführt. (Dieser Rückgang hat auch bereits die erste Geschäftsaufgabe im Umfeld der Roten Straße nach sich gezogen.)Gleichzeitig sind von diesem Antrag eine große Anzahl von Arbeitsplätzen bedroht. In bis jetzt vorliegenden Rückmeldungen aus 40 Betrieben sind es 365 (222 Festangestellte, 143 Aushilfen). Hochgerechnet auf alle 250 Betriebe sind es ca. 2000.

Die Parkplätze in Anwohnerparkplätze umzuwandeln führt nicht zu weniger geparkten Autos und mehr Platz zum Flanieren. Anwohner, die aus Parkplatznot den eigenen PKW verkauft haben und auf alternative Verkehrsmittel umgestiegen sind, werden den Schritt zurück zum eigenen PKW machen, da dann ja wieder ausreichend Parkraum vor der Haustür zur Verfügung steht. Es würden nur Kundenautos gegen Anwohnerautos ausgetauscht.Die Anwälte, Zahnärzte, Ärzte und Dienstleister, die in der Innenstadt (in den oberen Etagen) angesiedelt sind, werden ebenfalls nur noch unter großen Schwierigkeiten für Ihre Patienten, Mandanten und Kunden erreichbar sein. Die Befragung dieser Interessengruppe haben wir aus Zeitmangel noch nicht auswerten können, der erste Eindruck ist mehr als eindeutig.

Die geplante Verkehrsführung durch die Kurze-Geismar-/ Lange Geismar-Straße konterkariert Ihre Pläne der Emissionssenkung in der Innenstadt. Durch diese Verkehrsführung ermöglichen Sie eine Abkürzung gegenüber der Strecke Keplerstraße/Friedländerweg auf dem Weg zwischen dem Süden und dem Norden Göttingens die den, jetzt schon extrem starken, Abkürzungsverkehr legalisiert und damit Tür und Tor öffnet. Kurzum, die von SPD und DIE GRÜNEN geforderten Maßnahmen führen zu einer Zerstörung des kleinteiligen Einzelhandels im östlichen Teil der Weender Straße, damit einher geht ein Imageverlust der Stadt, der nicht zu kompensieren ist.Wir fordern:

  • Ein dynamisches Parkleitsystem um die Parkplätze in Göttinger ohne unnötigen Parksuchverkehr erreichbar zu machen.
  • Eine Tiefgarage unter dem Albaniplatz, auch mit Beteiligung der Stadt Göttingen, um den Einzelhandel in der Innenstadt zu fördern und gegenüber der Grünen Wiese, benachbarter Städte und dem Online-Handel zu stärken.
  • Ein ganzheitliches Mobilitätskonzept für Göttingen inklusive des Umlandes.
  • Eine autofreie Fußgängerzone ohne Abkürzungsverkehr und ohne ganztägigen Lieferverkehr.
  • Eine ernst gemeinte Beratungsbeteiligung mit allen Betroffenen, wie dem Deutsche Theater, dem Göttinger Symphonie Orchester, den Händel-Festspiele, dem NDR2, anderen nationalen Veranstaltern, Gewerbetreibenden und Dienstleister der Göttinger Innenstadt.

Für Rückfragen und Diskussionen stehen wir gerne zur Verfügung.Mit freundlichen Grüßen

Der Vorstand des Pro City e. V.

Weitere Stellungnahmen