Die Belastung der Fußgängerzone durch Lieferfahrzeuge der großen Logistiker ist seit Jahren ärgerlich und nimmt dank des weiter wachsenden Online-Handels stetig weiter zu. Einzelhändler werden ebenso mit Waren beliefert wie die Gastronomie und natürlich die Einwohner der Innenstadt. Die Corona-Pandemie hat ein bestehendes Problem nur verstärkt und wirklich gut sichtbar gemacht…
Göttingen, 13.09.2022. Die Zufahrtsbeschränkungen werktags bis 11:00 Uhr werden von den Logistikern und ihren Fahrern nicht beachtet – was zu permanentem Lieferverkehr in der Fußgängerzone führt – und wir möchten, das unsere Kunden ihren Bummel durch Göttingen, ihren Kaffee in der Innenstadt, ihren Besuch unserer Geschäfte genießen können, ohne die Sprinter der Paketdienstleister umkurven zu müssen, ohne alle paar Meter wieder Dieselabgase einatmen zu müssen.
Dagegen – oder konstruktiv Vorschläge machen…
Wir als Pro-City e. V. könnten nun verlangen, die bestehenden Regeln verstärkt zu kontrollieren und zu versuchen die Fahrer mit Ordnungswidrigkeiten zu disziplinieren. Aber zum einen ist dieser Weg nicht zielführend, da es 1. die falschen, ohnehin schwächsten Glieder der Kette (die Fahrer) trifft und 2. das Grundproblem nicht löst. Aber wir wollten bewusst nicht nörgeln, nicht „dagegen“ sein – sondern haben uns inhaltlich mit dem Thema auseinander gesetzt. Haben zunächst intern zusammengesessen und uns Fragen gestellt:
- Warum müssen viele verschiedene Logistiker die Innenstadt gleichzeitig befahren?
- Wieso laufen zwei verschiedene Fahrer gleichzeitig ins gleiche Haus?
- Wäre es nicht einfacher nur Fahrzeuge einer Farbe in der Fußgängerzone zu sehen?
- Müssen es Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sein?
- Warum sehen wir den gleichen Fahrer immer nur gut 6 Wochen?
- Und wieso hat Amazon jetzt eigene Fahrer?
Anschließend haben wir uns mit Felix Dossmann, einem Göttinger Software-Logistiker mit jahrelanger Erfahrung in der Einzelhandels-Logistik und dem KEP-Geschäft (Kurier-, Express-, und Paket Dienst) zusammengesetzt. Er propagiert seit langem eine nachhaltige lokale Lieferung auf der letzten Meile (SLAM – Sustainable-Last-Mile).
Seine Vision überzeugt sofort durch Ihre Einfachheit…
Sie möchte durch Bündelung des Lieferverkehrs erreichen, das nicht mehr viele verschiedene Fahrzeuge die Auslieferung übernehmen. Im Idealfall ist es nur noch ein Fahrzeug das die „letzte Meile“ für einen Lieferbereich konsolidiert übernimmt. Dadurch können sehr viel mehr Pakete pro Stopp in kürzerer Zeit an die Adressaten ausgeliefert werden. Eine Steigerung der Effizienz führt zu einer schnelleren Auslieferung des Liefergutes, zu weniger benötigten Fahrzeugen… und vielen weiteren positiven Aspekten. Diese Vision sprengt den Rahmen dieser Meldung, Sie kann aber auf Youtube hier oder hier nachvollzogen werden.
Aus der Vision zur Umsetzung in der Göttinger Innenstadt Visionen, und sind sie auch noch so überzeugend, sind sehr schwer umzusetzen, da sie nicht nur eine Änderung des eingefahrenen Denkens erfordern, sondern auch mit immensen Investitionen und oft auch Gesetzesänderungen einher gehen. Deshalb haben wir versucht die Vision „SLAM“ in eine kurzfristig umsetzbare Idee umzubauen:
Wie wäre es zunächst mit der Innenstadt anzufangen und sich auf den gewerblichen KEP Verkehr zu beschränken? Eine überschau- und planbare Menge an Ware mit klar definierten Adressaten.
Um dies umzusetzen hat Pro-City e.V. gemeinsam mit Felix Dossmann die Vision „SLAM“ mit erfahrenen Logistikern, der Spedition Zufall, dem ZLAB und LeiLa liefert diskutiert, sie von der Vision begeistert und die Idee in ein fruchtbares Beet gepflanzt. Die Gründung einer entsprechenden Firma die sich mit City Logistik beschäftigt steht bevor. Und wir hoffen, das weitere Partner sich für die Idee begeistern lassen. Warum gehen wir damit jetzt schon an die Öffentlichkeit und nicht erst, wenn die Firma gegründet ist?
Es ist Wahlkampf. Leider sind im Wahlkampf schon manche gute Ideen oder weitreichende Visionen untergegangen oder nicht weiter verfolgt worden weil sie von einer einzelnen Partei vorgetragen wurden. Im Wahlkampf werden manchmal gute Ideen reflexartig nicht diskutiert weil sie aus der einen oder der anderen „Ecke“ kommen. Dies möchten wir vermeiden. Wir möchten, das die Aufenthaltsqualität in
der Fußgängerzone durch Optimierung der Transporte in die Innenstadt signifikant verbessert wird und die Fußgänger wieder mehr zu ihrem Recht kommen. Wir hoffen mit der Initiative City-Logistik eine weitreichende und nachhaltige Idee präsentieren zu können – und wünschen uns, dass möglichst viele interessierte, engagierte Parteien – und damit meinen wir sowohl politische als auch einfach interessierte Personen, Vereine, etc. – die Vision unterstützen und wir gemeinsam etwas entwickeln, das allen Göttingern zu Gute kommt und unsere Stadt noch lebenswerter macht.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung,
Robert Vogel, Felix Dossmann, Leila Liefert, Steffen Obermann
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